Ausserordentliche Urabstimmung

Wählen Sie den neuen Vorstand der Project R Genossenschaft.

Sehr geehrte Frau Verlegerin
Sehr geehrter Herr Verleger
and everybody beyond!

Gelegentlich beneidet man Hebammen oder Krimi­autoren: Bei ihnen geht es jeden Tag um Leben und Tod.

Für den Rest von uns besteht das Leben grössten­teils aus Aufräumen. Aus der Klärung der eigenen Gedanken. Der Klärung der privaten und beruflichen Beziehungen. Selbst unter der Dusche: äusserliche und innerliche Säuberung.

Und passiert tatsächlich Entscheidendes, ist die Folge meist ebenfalls Arbeit: Die Geburt eines Kindes verwandelt das Leben in Organisation. Ebenso wie eine Beförderung. Dem Erwachsen­werden folgt die Steuer­erklärung, der Idee die Umsetzung, der Verliebtheit die Beziehung.

Kein Wunder, schrieb Rilke: «Wir ordnens. Es zerfällt. / Wir ordnens wieder. Und zerfallen selbst.»

Was also tun?

Man hat die Möglichkeit, die Organisation zu entdramatisieren: durch hoffentlich bessere Organisation. Oder die Möglichkeit, sich die Organisation interessanter zu machen, indem man sie sich zum Drama macht. Oder – am besten – beides:

Sagen wir, jemand fragt Sie heute Abend: «Was haben Sie heute getan?»

Und Sie sagen: «Ich habe einen Organisations­mangel behoben.»

Denn exakt das können Sie heute tun.

Als Sie das letzte Mal von uns hörten, war es für die «Republik» ein schwarzer Tag: Investitionen in die Wachstums­strategie hatten sich nicht ausgezahlt – wir mussten die Ausgaben senken. Und gute Leute entlassen.

Seitdem haben wir aufgeräumt: Wir haben das Budget für das kommende Jahr auf 6,6 Millionen Franken gekürzt, uns wieder stärker aufs Kern­geschäft konzentriert, den publizistischen Fokus geschärft (auf: mehr Aktualität!), das Journal geschlossen, einen Fortsetzungs­roman und eine neue Kolumne gestartet (lesen Sie: Mely Kiyak, Anna Rosenwasser), sicher­gestellt, dass es die «Republik» weiterhin zum Hören gibt, das Klima­labor weiter­entwickelt und entscheidende Schritte vorwärts­gemacht (nicht zuletzt bei der Finanzierung) – und eine neue Besetzung für die strategischen Gremien zusammen­gestellt.

Das, weil Vorstand und Verwaltungsrat, unter Präsidentin Sylvie Reinhard, in der Krise taten, was nur wenige Chefs tun: Sie übernahmen die Verantwortung für die gescheiterte Strategie. Denn egal, wer welche Entscheidungen im Einzelnen getroffen hat, die Verantwortung gehört an die Spitze.

So jedenfalls Sylvie Reinhards Haltung – und sie bewies damit Format. (Was sie eigentlich nicht mehr beweisen musste, nachdem sie fünf Jahre die «Republik» von einer alten Idee zu einer jungen Institution mitentwickelt hatte.)

Wir beschlossen eine Gesamt­erneuerung der strategischen Gremien: des Verwaltungsrats der Republik AG und des Vorstands der Project R Genossenschaft.

Was heisst: Zusammen mit Sylvie Reinhard tritt auch der letzte verbliebene Vorstand und Verwaltungsrat zurück – der Digital­unternehmer Alfonso von Wunschheim. Unser Dank gebührt auch ihm für sein grosses Engagement in den letzten knapp zwei Jahren.

Bei der Erneuerung müssen wir allerdings schneller Posten besetzen, als wir es uns gewünscht hätten. Der Grund ist das Handels­register­amt: Bei Unter­besetzung von strategischen Gremien kennt es wenig Geduld. Und die Project R Genossenschaft befindet sich seit dem Rücktritt von Roger de Weck im Frühling in einem sogenannten Organisations­mangel – da ein Genossenschafts­vorstand aus mindestens drei Personen bestehen muss.

Das heisst, wir müssen die Gremien noch vor Ende Juli besetzen.

Was keinen kleinen Aufwand bedeutet: für den Verwaltungsrat eine ausser­ordentliche General­versammlung, für die Project R Genossenschaft eine ausser­ordentliche Urabstimmung.

Womit Ihr Tag eine ausser­ordentliche Wendung nimmt: Sie können Beheberin eines Organisations­mangels sein.

(Falls Sie noch nicht an Bord sind, bleibt Ihr Tag leider gewöhnlich. Aber Verlegerin können Sie trotzdem werden. Hier entlang. Es kostet Sie nicht mehr als zwei Minuten.)

Die Neubesetzung der strategischen Gremien ist kein einfacher Job: Die «Republik» ist ein junges Unter­nehmen in einer schrumpfenden Branche. Mit einem radikalen Geschäfts­modell. Ohne Werbung, ohne Subventionen, mit nur einem Kunden, also nur einer Chefin: Ihnen.

Für die strategische Führung brauchen wir im Minimum drei Köpfe: einen für das Dossier Publizistik, einen für das Dossier Unter­nehmertum, einen für das Dossier Finanzen.

Zur Findung stellten wir intern ein breit abgestütztes Gremium zusammen, bestehend aus Vertreterinnen von Vorstand und Verwaltungsrat, Geschäfts­leitung, Chefredaktion, Crew, Aktionariat, Genossenschaftsrat.

Die Zeit war ziemlich knapp. Wir sprachen mit einer Menge kluger, kompetenter, viel beschäftigter Leute.

Am Ende haben wir uns für eine Mischung entschieden. Ein Kandidat stellt sich langfristig zur Wahl: Für das Dossier Finanzen haben wir uns für den strengst­möglichen Kandidaten entschieden – Michel Huissoud, der als Chef der Eidgenössischen Finanz­kontrolle den mächtigsten Leuten des Landes auf die Finger schaute.

Für die restlichen zwei Dossiers setzen wir auf eine möglicher­weise kurze, aber solide Lösung: drei Menschen aus dem Genossenschaftsrat, die uns seit mehreren Jahren begleiten und von deren Kompetenz und Integrität wir durch Erfahrung überzeugt sind. Wir kennen sie, sie kennen uns.

Ausnahmslos Leute, denen wir zutrauen, dass sie die Weichen für die Zukunft kompetent stellen werden.

Sie kandidieren alle drei zunächst nur bis auf weiteres, was heisst: mindestens bis zur regulären Urabstimmung im November. So haben wir genügend Zeit, den Rekrutierungs­prozess mit aller gebotenen Sorgfalt abzuschliessen.

(An dieser Stelle ein Dank dem Genossenschaftsrat: für Kritik, Mitdenken, Mitarbeit – und dafür, wenn es drauf ankommt, nicht nur Teil des Gesprächs zu sein, sondern auch Teil der Lösung.)

Wir hoffen, auch Sie finden Konzept und Kandidatinnen überzeugend.

Denn Sie haben jetzt die Pflicht der Wahl.

Genauer: die Chance, Ihren Tag ausser­gewöhnlich zu machen, indem Sie in nur wenigen Minuten einen Organisations­mangel beheben.

Damit zu den Steckbriefen.

Michel Huissoud

Ehemaliger Direktor der Eidgenössischen Finanz­kontrolle

Wer sind Sie?
Bis letzten Sommer der gefürchtete Sheriff der Bundes­finanzen. Heute im Ruhestand. Genfer. Jurist. Auditor. IT-Prüfer. Hyperaktiv. Neugierig. Glücklich.

Ihre Expertise als VR und Vorstand?
Ich war 34 Jahre bei der Finanz­kontrolle, die letzten 8 Jahre als Chef. Dort führte ich eine Truppe von 130 Prüfern. Lauter Leute mit eigenem Kopf, hohem Engagement und Ansprüchen an Qualität. Wie die Journalisten sind Finanz­prüferinnen eine «Expedition in die Wirklichkeit» – sie liefern die Fakten pur, unabhängig und mit Furcht vor niemandem.

Die Grenzen Ihrer Kompetenz?
An Geduld arbeite ich noch.

Ihre Pläne in VR und Vorstand?
Die «Republik» stärken.

Warum Ihr Engagement in der «Republik»?
Die Kritik der Macht ist das Fundament der Demokratie.

PS: Hier finden Sie Michel Huissouds Kolumnen im «Beobachter» und hier ein Interview, das er vor einem Jahr der «Republik» gegeben hat.

Karin Landolt

Kommunikationsagentur-Inhaberin

Wer sind Sie?
«Republik»-Verlegerin, interessierte Bürgerin, Mutter, ehemalige Journalistin, die bis heute das Herz dafür hat, engagierte Gesprächs­partnerin, Mensch mit Unabhängigkeits- und Gerechtigkeits­sinn, Inhaberin der Agentur Gesprächs­kultur, sportlich und musikalisch aktiv.

Ihre Expertise als VR und Vorstand?
Viele Jahre Erfahrung in Moderation, Vermittlung sowie Organisations­entwicklung; Kommunikations­expertise; langjährige Erfahrung in der Medien­branche (Tamedia, «Landbote»). Und: Als Selbst­ständige vertrete ich auch eine unter­nehmerische Haltung.

Die Grenzen Ihrer Kompetenz?
Gockeln. Auch nicht meine grösste Leidenschaft: Bilanzen.

Ihre Pläne in VR und Vorstand?
Gesprächs­kultur, Transparenz, Vertrauens­bildung, Organisations­entwicklungs-Unterstützung bei Bedarf.

Warum Ihr Engagement in der «Republik»?
Demokratie und Meinungs­bildung – als Journalistin war ich stolz darauf, dazu beizutragen. Noch heute engagiere ich mich in einem Projekt für Schulen zum Thema Medien­kompetenz. Das Manifest der «Republik» spricht mir aus dem Herzen.

Roger Staub

Ehemaliger Leiter Sektion Aids / Stop-Aids-Kampagne im Bundesamt für Gesundheit, ehemaliger Geschäfts­leiter Stiftung Pro Mente Sana

Wer sind Sie?
Nach langer Karriere im Gesundheits­wesen: Genuss des «Nicht-mehr-Müssens». In Teilzeit für mein Einzel­unternehmen «Roger Staub» tätig.

Ihre Expertise als VR und Vorstand?
Meine Führungs- und Organisations­erfahrung, meine Ruhe und Besonnenheit, meine «Republik»-Nähe aus 5 Jahren im Genossenschaftsrat.

Die Grenzen Ihrer Kompetenz?
Ich kenne sie.

Ihre Pläne in VR und Vorstand?
Ruhigere Fahrwasser. Konsolidierung.

Warum Ihr Engagement in der «Republik»?
Ich bin bereit, nicht nur an Bord zu bleiben, sondern auch auf der Brücke Dienst zu leisten.

Nina Scheu

Journalismus und Kommunikation

Wer sind Sie?
Freie Journalistin und Kommunikations­verantwortliche (unter anderem für die Medien­gewerkschaft Syndicom). Im zweiten Job seit kurzem pensioniert. (Endlich mehr Zeit!)

Ihre Expertise als VR und Vorstand?
Ich kenne Redaktions­alltag, Kampagnen­arbeit sowie die Schweizer Medien­landschaft und -politik recht gut. Und habe mehrere Medien­projekte mitentwickelt – allerdings meist kleinere als die «Republik». Stelle gern Fragen, arbeite gern in Teams.

Die Grenzen Ihrer Kompetenz?
Machtspiele, Zahlen.

Ihre Pläne in VR und Vorstand?
Zuhören, mitdenken, aufbauen.

Warum Ihr Engagement in der «Republik»?
Lest das Manifest! Es zeigt, dass Journalismus ohne Kuschen vor Konzern- und anderen Interessen möglich ist.

So – damit liegt die Entscheidung bei Ihnen. Wählen Sie hier!

Die Wahlurnen öffneten heute, am 10. Juli, Schlag Mitternacht.

Die Wahlurnen schliessen am 20. Juli, Schlag Mitternacht.

Sollten Sie noch nicht Verleger oder Verlegerin der «Republik» sein – kommen Sie hier an Bord. Sie bekommen dann für die Urabstimmung im November das Stimm­recht. Setzen Sie es weise ein.

Damit wünschen wir Ihnen einen arbeits­freien, interessanten Sommer. So, als würde das Leben nicht Management­handbücher schreiben, sondern Romane und Gedichte.

Falls Sie trotzdem etwas tun wollen: In Kürze erscheint unser Sommer­fragebogen – Sie können dort alles loswerden, was Sie zu Politik denken.

Im Herbst, wenn es vielleicht kühler wird und sie ernsthaft etwas tun wollen, planen wir aus dem Klima­labor den Start eines neuen Formats. Es soll Ihnen die Möglichkeiten dazu zeigen.

Und dann finden – wer weiss, mit welchem Ausgang – die richtigen Wahlen statt.

Wo Sie nach Abgabe Ihres Stimm­zettels noch einmal denselben Dialog führen können:

Noch unbestimmte Person: «Was haben Sie heute gemacht?»

Sie (routiniert): «Ich habe einen Organisations­mangel behoben.»

Bleiben Sie freundlich, bleiben Sie gesund, wählen Sie!

Ihre Crew von Project R und der «Republik»

PS: Hier können Sie die Wahl und den Gang der Geschäfte mit Ihren Mitverlegern diskutieren.

PPS: Apropos Wahlen: Co-Chefredaktor Daniel Binswanger wird sich im Herbst mit Politik­wissenschaftlerin Natascha Strobl über die aktuellen Gefahren für die Demokratie unterhalten – zu hören ab September als Podcast nur auf Republik.ch.

PPPS: Sie schätzen die Kolumne «Am Gericht»? Dann können Sie sich auf unseren neuen Justiz-Podcast mit Brigitte Hürlimann freuen, der im Herbst startet.

PPPPS: Seit Kriegs­beginn dokumentiert der Fotograf Lesha Berezovskiy für die «Republik» sein Leben in Kiew. Daraus wurde nun ein Buch. (Bei uns ist es bereits vergriffen, aber Sie können es hier über den Verlag bestellen.)

PPPPPS: Unsere Verkaufs­abteilung mahnt uns, dass wir den Link zur Verleger­werdung noch ein letztes Mal schalten sollten. Mit dem Hinweis, dass man in der Schweiz nirgendwo sonst so schnell das Stimm­recht bekommt.

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