Wir schenken Ihren Freunden (oder Feinden – Sie entscheiden) 8 Wochen Republik.
Sehr geehrte Frau Verlegerin
Sehr geehrter Herr Verleger – and everybody beyond!
Eigentlich wollten wir Ihnen zur Lage nach dem Nein zum Medienpaket schreiben. Dann aber …
… fiel die russische Armee in die Ukraine ein;
… stiess sie auf erbitterten Widerstand;
… zeigte es sich, dass nicht der als starker Mann verehrte russische Präsident die Nerven behielt, sondern sein ukrainischer Kollege Wolodimir Selenski;
… war sich die EU plötzlich einig
… und beschloss tatsächlich harte Sanktionen,
… die deutsche Ampel-Regierung sogar die Aufrüstung Deutschlands,
… wohingegen der Schweizer Bundesrat (nach einigem Zögern) die Neutralität auch über Bord warf.
Kurz, unglaublich Scheussliches, unglaublich viel, unglaublich viel Unglaubliches ist passiert. Und passiert Tag für Tag. Wie wahrscheinlich viele von Ihnen sitzen auch wir in der Redaktion viel zu oft vor dem Laptop, schlafen spät und unruhig ein, in der Hoffnung, dass Kiew in dieser Nacht nicht fällt.
Plötzlich spüren wir Verschonten, mitten im Frühling, das Gewicht der Welt auf den Schultern.
Was passiert morgen? Und was wird es bedeuten? Hat die Ukraine eine Chance? Ist es eine erstklassige Nachricht oder erstklassige Propaganda, dass die russische Armee durch Jahrzehnte Korruption, Lüge und Diebstahl nur knapp funktionsfähig ist? Oder bedeutet der Dilettantismus nur, dass ein weit brutalerer Angriff folgt? Was passiert, wenn man die Zentralbank eines Imperiums lahmlegt? Wird die EU zu einer Militärmacht? Ist die Demokratie aufgewacht – und kämpft sie endlich gegen die Autoritären? In- und ausserhalb ihrer Grenzen? Oder siegt Putin – mit welchem Ziel noch? Oder setzt ihn jemand ab? Oder er Atomwaffen ein?
Die Zukunft ist unklar. So wie die Gegenwart. Was gerade passiert, werden wir erst sehr viel später wissen. Die Wahrheit ist immer das erste Opfer im Krieg.
Und sie wird leider nicht das letzte sein. Wenn nicht alles täuscht, waren die letzten Tage nur der Beginn der Grausamkeit. Und all das schreibt sich so viel zu leicht hin. Und zu kühl.
Klar ist nur, dass wir im Journalismus den Job haben, hinzusehen, zuzuhören und Klarheit in eine neu entstehende Welt zu bringen, so gut es geht. Was Zeit brauchen wird.
Was auch klar ist: dass jetzt keine Zeit für Kleinlichkeiten ist, sondern für Grosszügigkeit. Von Ihnen, falls Sie etwas Geld locker haben, für Medien in der Ukraine oder in Russland zu spenden. (Siehe unten.) Von uns, die Türen zu öffnen.
Das deshalb, weil wir überzeugt sind, dass Medien, so unperfekt sie auch sind, in solchen Zeiten wichtig sind.
Also bieten wir Ihnen die Gelegenheit, die «Republik» mit Ihren zwei, drei besten Freunden zu teilen. Oder mit Ihren zwei, drei interessantesten Feindinnen.
(Sollten Sie noch nicht Verlegerin sein, können Sie leider niemanden einladen. In diesem Fall können Sie zuerst selber ein Monatsabo oder eine Jahresmitgliedschaft lösen – was uns glücklich machen würde.)
Wir jedenfalls werden Ihre Freundinnen (oder Feinde) nicht wie Fremde behandeln – für die Zeit ihres Aufenthalts erhalten sie die vollen Rechte wie jeder Verleger, jede Verlegerin: auf ein Profil, auf Support, schnelle Antworten und – vor allem – auf Teilnahme am Dialog.
Wir tun das,
weil aktuelle Hintergründe in einer sich schnell ändernden Welt kein Luxus mehr sind, sondern unverzichtbar;
weil es in finsteren Zeiten eine gute Sache ist, gemeinsamen Gesprächsstoff zu haben;
weil wir es eine gute Idee finden, in einer Zeit der Unklarheit den «Republik»-Dialog mit klugen Köpfen zu verstärken – denn 116’000 Augen sehen mehr als 58’000.
(Letzteres ist die Rechnung für den Fall, dass jeder unserer 29’000 Verlegerinnen exakt einen Gast nominiert. Aber eigentlich gibt es keine Einschränkung: Sollten Sie ein sehr sozialer Mensch sein, können Sie auch ungeniert Ihre 200 engsten Bekannten einladen.)
Wie auch immer: Klicken Sie doch hier zur Einladung Ihrer Leute. (Es bringt jedem Genannten 8 Wochen Republik und kostet Sie weniger als eine Minute.)
Hoffen wir, dass Sie und alle Ihre Nächsten gesund bleiben. Und diese Nacht nichts Scheussliches geschieht.
Ihre Crew von Project R und der «Republik»
PS: Sie und wir, wir werden zukünftig zwei Leute vermissen: Simon Schmid hat uns Ende Februar verlassen, Olivia Kühni ist noch bis im Sommer an Bord. Beide waren beim Start der Republik von der ersten Minute an dabei. Sie bauten als Co-Chefs das Ressort mit Wirtschaft, Wissenschaft und Tech auf – und verfassten quasi nebenbei 293 eigene Beiträge. So sehr wir angeblich begrüssen, dass sie etwas Neues anpacken wollen – so sehr heucheln wir dabei. Sie werden uns aufrichtig fehlen: ihr No-Bullshit-Stil beim Schreiben und Planen, ihre Energie, ihre Originalität. (Wir werden Ihnen bald schreiben, wer den beiden nachfolgt.)
PPS: Hier zwei Möglichkeiten, Geld in den Medien der Ukraine anzulegen. Etwa beim selbst unter Beschuss kaltblütigen «Kyiv Independent». Oder gleich für eine ganze Liste – die «Ukrajinska Prawda», «Zaborona», «Detector Media» und andere. Oder für eines der letzten unabhängigen russischen Medien: «Meduza».
PPPS: Oder via das Netzwerk Recherche für Journalistinnen und Journalisten in der Ukraine und im Exil, die Schutzausrüstung, Unterkunft oder psychologische Hilfe brauchen.
PPPPS: Das Titelbild dieses Newsletters stammt vom in Kiew lebenden Fotografen Lesha Berezovskiy. In der neuen «Republik»-Bildkolumne «Leben in Trümmern» dokumentiert er seinen Alltag während dieser Zeitenwende.
PPPPPS: Sollten Sie noch keine Verlegerin sein, bis hierhin gelesen haben und den Wunsch verspüren, einigen nahestehenden Leuten die Republik kostenlos zukommen zu lassen, kommen Sie doch an Bord – vorsichtig mit einem Monatsabonnement oder entschlossen mit einer Jahresmitgliedschaft. In spätestens fünf Minuten sind Sie so weit. (Freundinnen, Familie oder Feinde einladen können Sie noch im Minimum bis Ende März.)
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