In diesem Newsletter geht es um Sie – und um ein langfädiges Weihnachtsgeschenk.
Ladies, Gentlemen – and everybody beyond
Hier unser Dilemma, ausgedrückt von Gräfin Marie von Ebner-Eschenbach: «Menschen, die viel von sich sprechen, machen – so ausgezeichnet sie im Übrigen sein mögen – den Eindruck der Unreife.»
Wir fürchten, dass das nicht nur für Menschen gilt, sondern auch für Unternehmen. Nicht zuletzt unseres. Wir haben in den letzten vier Jahren nicht wenig von uns gesprochen.
Es ist Zeit, endlich von Ihnen zu reden. Bis jetzt taten wir das meist mit Tunnelblick. Wir dankten, dass Sie an Bord kamen. Und dort blieben.
Klar, in den ersten, ungeschützten Jahren ging es ums nackte Überleben.
Doch nun sind wir in den schwarzen Zahlen und schon vier Jahre alt. (Und fragen Sie einmal einen Vierjährigen, ob er schon gross ist. Die Antwort lautet: «Sehr gross!»)
Zunächst ein kurzer Gruss an alle, die bei Project R für den Genossenschaftsrat kandidierten. Dieser wurde im November zum ersten Mal wiedergewählt – und besteht nun aus 13 abgebrühten Bisherigen und 17 illusionsfrischen Neuen. (Dank an alle 5659 von Ihnen, die gewählt haben!)
Die Wahlergebnisse finden Sie auf dieser Seite hier.
Und mit einigen der Gewählten haben wir gesprochen.
Ein Statement, das uns dabei besonders gefiel, war das der neuen Genossenschaftsrätin Sophia Graber, die bekannte: «Ich bin ein zurückhaltender Mensch.» Und sagte: «Im Alltag sind ja viele Leute eher leise, schweigen oft, dabei hätten sie eigentlich viel zu sagen. Wenn man sich ansieht, wer diese Leute in allen möglichen Gremien vertritt, dann sind das meistens Typen, die laut sind. Aber anstatt mich jetzt darüber zu ärgern, still für mich, habe ich kandidiert. Meiner Erfahrung nach ist es besser, die Lauten und die Leisen zusammen in einer Gruppe zu haben. Das sorgt für einen fruchtbaren Dialog.»
Das gefiel uns erstens, weil nicht wenige in unserer lautstarken Branche eigentlich schüchterne Menschen sind. Denn warum sollte jemand sonst die Mühsal des Schreibens auf sich nehmen, wenn er oder sie dasselbe mit Reden mitteilen könnte? Des Weiteren haben durch einen Beruf im Journalismus selbst die Schüchternsten unter uns ein abenteuerliches Leben: weil sie immer gezwungen werden, in die Welt hinauszugehen.
Zum anderen gefiel uns Sophias Statement, weil bei der Arbeit in der «Republik» etwas für uns hartgesottene Profis Unerwartetes passiert ist: Wir sind zum ersten Mal in unserem Berufsleben in einem echten Dialog.
Tatsächlich waren wir beim Start der «Republik» skeptisch. Mehrere Branchenkenner empfahlen uns, keine oder nur wenige Kommentarspalten zuzulassen – deshalb, weil diese in so gut wie allen Publikationen zu deprimierend seien. Und zu viel Arbeit.
Wir wagten es anders – aber erwarteten nichts Gutes. Jedenfalls nichts Einfaches.
Doch dann schrieben Sie – seit nun 4 Jahren – derart interessant, klug und selbst bei Kritik höflich, dass der Dialog sogar für unsere schüchternsten (und auch die arrogantesten) Reporterinnen ein Vergnügen war: Zum ersten Mal in unserer Berufskarriere lernten wir Neues, nachdem wir etwas geschrieben hatten.
Und nicht zuletzt lernten wir Respekt.
Das ist auch deshalb wichtig, weil eine zweite Berufskrankheit der Branche der Zynismus ist. Dies weniger, weil dort so viele schreckliche Leute arbeiten. Sondern deshalb, weil Härte oft mit Realismus verwechselt wird. (Was oft Unfug ist: In der Küche wie in der Debatte tarnt man verdorbene Ware am einfachsten durch scharfe Gewürze.)
Jedenfalls wurde unser Journalismus durch den Kontakt mit Ihnen (per Mail oder per Konversation im Dialog zu unseren Beiträgen) deutlich gelassener und freundlicher. (Und wir haben nicht das Gefühl, dass der Blick auf die Welt dadurch unschärfer wurde – eher im Gegenteil.)
Dafür dankt Ihnen allen unsere ganze Crew.
Und wir hoffen, dass auch Sie sich bei der «Republik», im Dialog und anderswo, wohlfühlen – denn wir werden Ihnen im neuen Jahr einige Verantwortung übergeben: Der «Republik»-Verlag Project R wird eine Haltung zur Volksabstimmung über das Medienförderungsgesetz finden müssen. Was ziemlich vertrackt ist. Und deshalb im Januar dort landet, wo es hingehört – in der Chefetage, also bei Ihnen. (Herzliches Beileid, und hier der bisherige Stand des Irrtums dazu.)
Des Weiteren suchen wir die Hackerinnen unter Ihnen. Wir haben ein sogenanntes «Bug-Bounty-Programm» gestartet, bei dem wir Angreifer die Fehler in unseren Sicherheitssystemen suchen lassen. (Falls Sie einen finden, zahlen wir Ihnen dafür ein Kopfgeld bis zu 3000 Franken.) Alle Details finden Sie hier.
Was Sie mit dem Geld anfangen können?
Falls Sie keine bessere Idee haben, hätten wir eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk – für sich selbst oder jemand anderen.
Sie können es beim Kauf einer Jahresmitgliedschaft bestellen – oder zusammen mit einer Geschenkmitgliedschaft.
Ausserdem fällt es zufälligerweise mit dem einzigen uns bekannten wirklich lustigen Österreicher-Witz zusammen:
Ein Schweizer Bauer ist zu Besuch bei einem österreichischen Grafen.
Der Bauer: «Känned Sie Fon-dü?»
Der Graf: «Ich kann doch nicht jeden klaanen Aadligen kennen!»
Wir sprechen vom «Republik»-Fondue-Paket. Eine handverlesene Käsemischung, zusammengestellt durch unseren Spezialisten für Geschmacksfragen Michael Rüegg. Der auch für Sie als Käuferin einen charmanten, illustrierten Text dazu geschrieben hat. Damit Ihnen der Konversationsstoff nicht ausgeht.
Coronazeitbedingt ist es eher ein Fondue für intime Situationen: wo Ideen anstecken und nicht Verwandte. Geliefert wird es in einer vornehmen Box als Portion für zwei Personen mit dem passenden Brot.
Falls Sie also noch ein Geschenk brauchen: Zögern Sie nicht zu lange, denn die Auflage ist limitiert.
Wir versprechen dafür im Gegenzug, im Journalismus keinen Käse zu liefern. Und wenn, Ihnen danach zuzuhören.
Jedenfalls würden wir uns sehr freuen, Sie an Bord begrüssen zu dürfen.
Ihre Crew von Project R und der «Republik»
PS: Falls Sie nach diesem Newsletter Lust auf etwas Kurzes haben – seit Anfang Dezember können Sie jeden zweiten Dienstag die 4 Minuten kurze Audio-Kolumne von Nicoletta Cimmino hören. In der ersten Folge geht es um das Scheitern.
PPS: Falls Sie Action, Sticker, Merchandise, exklusive Newsletter und gelegentliche gemeinsame Treffen mögen (oder auch nur ganz zurückhaltend und schüchtern die «Republik» bekannter machen wollen), werden Sie Komplize oder Komplizin. (So wie bereits knapp 1000 Kolleginnen aus der Verlagsetage.)
PPPS: Laut einer Umfrage unter rund 5000 Medienkonsumierenden wurden wir zum kompetentesten Medium des Landes gewählt. (Was zeigt, dass wir in den letzten vier Jahren zumindest eines gelernt haben: kompetente Kompetenzdarstellerinnen zu sein.)
PPPPS: Wir sind Mitglied des Verbands Medien mit Zukunft (VMZ). Dieser hat, anders als Project R, bereits eine Parole zum Mediengesetz gefasst und eine entsprechende Kampagne lanciert.
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