Bleiben wir gemeinsam auf Kurs

Über ein verrücktes, trauriges, anstrengendes, wildes, unvergessliches Jahr - und worauf es nun ankommt.

Ladies, Gentlemen and everyone beyond

Vor exakt einem Jahr haben Sie von uns den wichtigsten Newsletter seit dem Start der «Republik» erhalten. Es war ein Montag, zu Beginn der Adventszeit, doch die Botschaft war alles andere als weihnachtlich: Wenn wir nicht bis Ende März 2020 wieder 19’000 Verlegerinnen erreichen, ist das Projekt gescheitert.

Ihre Reaktion darauf beeindruckt uns bis heute. Statt wie andere Chefs – etwa der Verwaltungsrat der Swissair – so schnell wie möglich von Bord zu gehen, handelten Sie kaltblütig. Sie verlängerten trotz allen Risiken. Sie legten sich ins Zeug, warben bei Freundinnen und Feinden für das Projekt. Und brachten das Unternehmen zurück auf Kurs.

Am Ende wurde es nicht einmal besonders knapp. Schon am 1. März, beim Fest in der Gessnerallee, war so gut wie klar: Wir können weitermachen. Wir prosteten auf Ihre Entschlossenheit (in Gedanken im Spital bei unserem geliebten Teammitglied Brigitte Meyer).

An dem Abend dachten wir, die grösste Klippe sei damit umschifft, noch bevor das Jahr 2020 so richtig Fahrt aufgenommen hatte.

Zwei Wochen später rief der Bundesrat die aussergewöhnliche Lage aus, schloss die Grenzen und mobilisierte die Armee.

Denn während wir über der Unternehmensbilanz brüteten, machte sich in einer Stadt am Jangtse-Fluss ein mikroskopisches Häufchen Eiweiss und Fett auf den Weg, unser aller Leben komplett auf den Kopf zu stellen. Wären Sie nicht gewesen, Sars-CoV-2 hätte vielleicht auch die «Republik» in die Knie gezwungen. Stattdessen verkauften wir im ersten Schweizer Pandemiemonat so viele Abos und Mitgliedschaften wie seit dem Start nicht mehr.

Während andere Redaktionen in Kurzarbeit gehen mussten, konnten wir uns mit Ihrer Unterstützung im Rücken voll auf Journalismus konzentrieren. Während rundherum die Werbeeinnahmen wegbrachen, erreichten wir im Juni erstmals in unserer Geschichte 25’000 Mitglieder. Und damit die Schwelle zum komplett leserfinanzierten Unternehmen.

Das ging verwirrend schnell – vom möglichen Bankrott zum Break-even in sechs Monaten. Im Dezember hatten wir Albträume. Im Juni hatten wir ein zeitgemässes, mitten in der Krise gesund laufendes Medienmodell.

Heute stehen wir – ein verrücktes, trauriges, anstrengendes, wildes, unvergessliches Jahr später – bei einer Verlegerschaft von über 27’000. Damit beginnt eine neue Etappe in der Geschichte der «Republik». Denn es geht (für den Moment) zum ersten Mal nicht mehr ums Überleben, sondern um Langfristigkeit. Nur wenn wir weiter stetig wachsen, können wir dauerhaft über 25’000 Verleger halten. Erst dann erreichen wir das wahre Ziel: Und werden vom Experiment zur Institution.

Sie haben sich diesen Frühling vor der Pandemie um das Überleben der «Republik» gekümmert. Und wir hoffen, dass wir Sie im Gegenzug gut durch diese seltsame Zeit begleiten konnten. Indem wir Ihnen in der Pandemie möglichst nützlichen Journalismus lieferten. Journalismus, der Ihnen einen klaren Kopf ermöglicht (zum Beispiel dazu, wie und warum die Schweiz in die zweite Welle schlitterte), kluge Entscheidungen (wie dieser Text zum Vaterwerden), der Ihnen mehr Überblick gibt (wie sehr Sie sich über die Abwahl von Trump freuen können) und Ihnen ausreichend komplexe Antworten auf komplexe Fragen gibt (etwa: Wie abstimmen zur Konzernverantwortungsinitiative).

Gemeinsam haben wir es ausserdem möglich gemacht, 45’000 Personen während der ersten Corona-Welle im Frühjahr und wieder in der zweiten Welle seit Mitte Oktober unseren Covid-19-Uhr-Newsletter zu schicken. Und Ihnen täglich «Bleiben Sie umsichtig. Bleiben Sie freundlich. Bleiben Sie gesund» zu wünschen – unabhängig davon, ob sie ein «Republik»-Abonnement haben oder nicht.

Darauf sind wir stolz, und dafür wollen wir uns – noch einmal – bei Ihnen bedanken.

Nun nehmen wir Kurs auf das vierte Publikationsjahr. Und das zweite Jahr der Pandemie. Wir werden uns hüten, wieder vorschnell auf ruhigere See zu hoffen. Trotzdem ein kleiner Ausblick: zum Geschäft, zur Publizistik und zum Projekt.

Zum Geschäft

Unser Ziel ist es, auch 2021 nicht mehr unter die Zahl von 25’000 Verlegern zu fallen. Die Zeichen dafür stehen … bei etwa: fünfzig-fünfzig. Es könnte hauchdünn werden – jede Verlängerung zählt.

Dazu eine kleine Modellrechnung:

  • Bis Ende März stehen rund 15’500 Verlängerungen an.

  • Momentan verlängern durchschnittlich 75 Prozent ihre Mitgliedschaft bei der «Republik».

  • Wir gewinnen seit April (dem Monat nach Ende der Überlebenskampagne) im Schnitt 550 neue Mitgliedschaften pro Monat dazu.

  • Die Monatsabos sind stabil bei rund 3800.

  • Aktuell sind wir insgesamt bei knapp über 27’000 Mitgliedschaften und Abos – 2000 über der Schwelle von 25’000.

Verlieren wir also 25 Prozent der anstehenden Verlängerungen, verlieren wir rund 3900 Mitgliedschaften. Mit den erwarteten Verkäufen von 2200 Mitgliedschaften in den Wintermonaten und dem aktuellen Überschuss von 2000 würden wir knapp über Wasser bleiben. Der Puffer beträgt dabei gerade einmal 300 Mitgliedschaften und Abos – kurz: Jede Verlängerung, jedes aktive Monatsabo, jede verschenkte Mitgliedschaft und jedes Upgrade zur Jahresmitgliedschaft zählt. Unser Schicksal liegt also weiter in Ihrer Hand!

Genauer verfolgen können Sie dieses Schicksal übrigens auch im Cockpit. Dort projizieren wir neu auch die anstehenden Erneuerungen für die kommenden Monate.

Zur Publizistik

Mit den versprochenen Impfungen steigt die Hoffnung, dass die akute Phase der Pandemie im Lauf des nächsten Jahres ein Ende findet. Doch ihre Aufarbeitung wird Jahre dauern. Die Diskussion um die politischen Verantwortlichkeiten hat gerade erst begonnen. Und so etwas wie Normalität wird sich nur langsam wieder einstellen. Wir begleiten die Pandemiepolitik der Schweiz seit Beginn mit so viel Gelassenheit, Tiefe und Recherche wie möglich – angefangen mit der Untersuchung zum Chaos im Bundesamt für Gesundheit im März. Wenn Sie uns ein weiteres Mal Ihre Unterstützung geben, dann können wir die grossen, verwickelten und unangenehmen Fragen angehen, die nun auf unsere Gesellschaft zukommen.

Und zum Projekt

Wir führen eine Chronologie der Schweizer Medienkonzentration. Für das Jahr 2020 hat sie bereits deprimierende 28 Einträge. Die NZZ, die SRG, Ringier und Tamedia (offiziell unterdessen die TX Group): Alle starteten millionenschwere Sparprogramme. Fernsehsender und Wochenzeitungen sind verschwunden. Das Berner Modell mit zwei separaten Zeitungsredaktionen in der Hauptstadt ist Geschichte. Die Nachrichtenagentur SDA ist noch ein Schatten ihrer selbst. Redaktionen wurden zusammengelegt, verkleinert oder sogar integral entlassen. (Ab heute lesen Sie übrigens in der «Republik» in einer mehrteiligen Serie, wie die Tamedia zu dem Medienkoloss wurde, der sie heute ist.)

Kurz: Wenn die Medienlandschaft immer grauer wird, wird die «Republik» immer nötiger. Wir hoffen, das kommende Jahr wird für unsere Branche wieder freundlicher. Aber wir würden nicht darauf wetten. Ihre Unterstützung für unabhängigen Journalismus ohne Kompromisse und Werbung ist also wichtiger denn je.

Dazu können Sie Folgendes unternehmen:

Übrigens: Es gibt jetzt und für kurze Zeit (und in begrenzter Anzahl) «Republik»-Masken. Es sind dreilagige, mit Viroblock behandelte Stoffmasken, diskret mit dem «Republik»-R gemustert, und sie sind exklusiv erhältlich mit einer Geschenkmitgliedschaft oder einer Verlängerung.

Dabei zählt Schnelligkeit – es gibt 1000 Exemplare, und es hät, solangs hät.

So viel für heute. Zum Schluss wagen wir doch noch eine Prognose. 2020 war ein Jahr des Verzichts.

2021 wird ein Jahr der Möglichkeiten.

Ihre Crew der «Republik»

PS: Sie hören das nächste Mal von uns im Frühjahr. Zum Stand der Dinge bei den Mitgliedschaften, den Szenarien für 2021 – und den harten Fakten zum Geschäft.

PPS: Einigen von Ihnen ist es schon aufgefallen: Auf den Abgang folgte die Rückkehr, die erste in der Unternehmensgeschichte. Herzlich willkommen zurück in der Crew, Patrick Venetz.

PPPS: Der oben erwähnte Covid-19-Uhr-Newsletter ist unser Angebot zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Täglich filtert die Redaktion das Nachrichten­chaos und begleitet Sie durch den Winter. Er ist kostenlos, und wenn noch nicht geschehen, können Sie ihn hier abonnieren – wir würden uns freuen!

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