Die erste Bilanz nach drei Monaten.
Geehrte Frau Verlegerin
Geehrter Herr Verleger
Vor dem Start unseres gemeinsamen Unternehmens versprachen wir Ihnen in der Verlagsetage, Sie alle drei Monate über Project R und die «Republik» auf dem Laufenden zu halten – ohne Schminke, Schonung, Schwurbel und Schnörkel.
Das nicht zuletzt deshalb, weil wir Vertrauen mit Vertrauen beantworten wollen.
Vor einem Jahr hatten wir gerade dem noch ungeborenen Magazin einen Namen gegeben, wir hatten keine einzige Zeile geschrieben und standen vor einem Furcht einflössenden Crowdfunding. Heute laufen im Rothaus eine kleine Höllenmaschine von Medienkonzern und die «Republik» seit exakt drei Monaten.
Sie haben damals (und später) mit tollkühnem Vertrauen ein Projekt möglich gemacht, das ein Projekt gegen die Wahrscheinlichkeit war. Sie haben also jedes Recht zu erfahren, was daraus geworden ist. Was haben wir in der Zwischenzeit erreicht? Was (hoffentlich: noch) nicht? Und was kommt als Nächstes?
Das erste Problem dabei ist, dass Sie sich in der Verlagsetage ziemlich sicher in zwei Lager aufteilen: das mit Zeit – und das ohne. Am besten beschrieb unser Dilemma Erich Kästner. (Dieser ist zwar als Dichter bekannt, aber als Berater in Sachen Unternehmenskommunikation unterschätzt.) Er schrieb:
«Ich will nicht reden, wie die Dinge liegen.
Ich will dir zeigen, wie die Sache steht.»
Deshalb beginnen wir unseren Quartalsbericht für die Eiligen unter Ihnen klassisch mit einem «Executive Summary». Und liefern danach für alle Bummler, Gründlichen und Neugierigen unter Ihnen die Details.
So: Seit dem Start am 14. Januar funktionieren erstaunlicherweise alle Grundfunktionen des Unternehmens.
Die Website ist noch keine Minute abgestürzt. (Was laut Expertinnen eine erstaunliche Leistung ist.)
Das Backoffice (Administration, Personalwesen, Buchhaltung, Controlling) arbeitet sensationell langweilig.
Die Redaktion liefert zuverlässig vernünftige Artikel. Aber immer wieder auch, wofür sie angeheuert wurde: einen Wurf, etwas wirklich Hinreissendes.
Ihre Mitarbeit in der Verlagsetage hat uns verblüfft:
Sie, also mehrere hundert Verlegerinnen und Verleger, beteiligen sich mit ebenso vielen Vorschlägen, Ideen, Kritiken höchst aktiv an der Weiterentwicklung der «Republik». (Danke dafür!)
Dazu haben Sie etwas geschafft, was in vielen Medien der Konkurrenz als unmöglich gilt: Die Debatten zu den täglichen Beiträgen verlaufen so höflich wie kompetent. Wir haben unbestritten die freundlichsten Debatten der Branche. Ladies, Gentlemen – sie sind tatsächlich welche!
Ihr Echo auf die «Republik» war bisher erstaunlich grossherzig. Zwar sehen wir unsere Arbeit manchmal einen Hauch kritischer als Sie – aber besser so als umgekehrt. Es ist ein Privileg, für Sie zu arbeiten.
Der Businessplan stimmt bis jetzt mit der Realität überein:
Ohne grösseres Marketing sind seit dem Start im Januar 3500 Verlegerinnen dazugekommen. (Willkommen an Bord!) Damit haben wir nun über 18’500 Chefs. Und dazu seit dem Start 1500 Monatsabonnenten.
Die Budgets werden in allen Geschäftsbereichen eingehalten, ohne grössere Überraschungen.
Dass alles Lebensnotwendige läuft, werten wir als den grössten Erfolg der ersten drei Monate. Sie mögen das vielleicht ein wenig übertrieben finden. Aber uns geht es wie Eltern mit Neugeborenen. Das Selbstverständliche, dass es atmet, äugt, trinkt und schläft, ist am Anfang das Wunder.
Der grösste Ärger ist, dass vieles noch langsamer läuft, als wir planten.
Die Abläufe in der Redaktion sind noch unruhig und wild, was die «Republik» noch zu oft davon abhält, die richtige Geschichte im richtigen Moment zu bringen.
Das Babel der verschiedenen Kulturen an Bord (Journalistinnen, Techniker, Designerinnen, Communityspezialisten, Marketingfachleute) führt nicht selten noch zu unnötigen Reibungsverlusten.
Das redaktionelle Konzept wird da und dort noch unscharf umgesetzt und scheitert wie jedes Konzept öfter an der Realität – oder aus anderen unerfindlichen Gründen. Zum Beispiel, wenn niemand in der Redaktion Zeit findet, mit Ihnen eine Debatte zu führen.
Die Weiterentwicklung der IT wird von technischen Aufräumarbeiten nach der turbulenten Startphase gebremst. Einige der geplanten Services sind noch nicht programmiert. Ausserdem haben einige von Ihnen – zu viele – Ärger mit dem Anmeldeprozedere. Pardon, das haben wir unterschätzt!
Für die Gründe dieser Ineffizienzen gibt es zwei mögliche Theorien:
1. Die nackte Komplexität unseres Unternehmens. Wir haben Mitte Januar gleichzeitig zwei Dinge hochgefahren: ein komplett neues Medium ohne Erfahrungswerte. Und ein nicht ganz kleines Unternehmen mit rasantem Wachstum bei der Zahl der Mitarbeitenden.
Letztere sind in unregelmässigen Schüben an Bord gekommen – dass sich alle willkommen fühlen und einen klaren Auftrag haben, ist keine einfache Sache. Dazu kommt die komplexe Natur unseres Projekts. Nicht ohne Grund ist schon die Rechtskonstruktion eine doppelte: Wir haben die Project R Genossenschaft, die sich um die Institution des Journalismus kümmert. Und wir haben die Republik AG, deren Aufgabe es ist, ein möglichst hinreissendes Magazin herauszubringen.
Dabei sind wir gleichzeitig: ein IT-Unternehmen – ohne in die Zukunft gedachte Technik läuft nichts. Ein publizistisches Projekt – das sich Tag für Tag im Lärm der Welt bewähren muss. Ein Medienkonzern – denn nur, wenn wir profitabel arbeiten, ist der Beweis erbracht, dass Journalismus ohne Werbung, Clickbaiting und Bullshit überleben kann. Und nicht zuletzt haben Project R und die «Republik» eine gesellschaftliche Verantwortung: Schaffen wir es nicht, Sinnvolles zur öffentlichen Debatte beizutragen, braucht es uns nicht.
2. Die Unerfahrenheit des amtierenden «Republik»-Managements – sein Mangel an Erfahrung, Weitblick, Kaltblütigkeit.
Falls Sie uns fragen, welche der beiden Thesen stimmt: Wir schwanken zwischen beiden Erklärungen.
Für Sie als Verleger: Sie haben keinen Grund, schlecht zu schlafen. Wir sind nicht in Gefahr. Und auf Kurs.
Für uns als Macherinnen: Wir haben keinen Grund, ruhig zu schlafen. Wir sind noch lange nicht über den Berg.
Und damit, verehrte Eilige – zurück in das Abenteuer Ihres Lebens!
Und willkommen, Neugierige, in dem Reich der Dinge!
Zunächst zu den grossen Linien, aber auch den Details unseres gemeinsamen Projekts.
Die Project R Genossenschaft ist angetreten, um im Mediensystem einen deutlichen Unterschied zu machen. Und ein neues Modell für unabhängigen Journalismus aufzubauen. Mit der «Republik» als erstem Projekt von vielen weiteren, die dazu notwendig sein werden, die Medienvielfalt zu sichern. Die ersten Sprints dafür haben wir hinter uns, der Marathon beginnt jetzt erst.
Vor einem Jahr sassen wir in drei Hotelzimmern, beklebt mit einer unübersehbaren Herde aus Post-it-Zetteln. Wir waren zehn Leute mit wenig mehr als einem Plan. Heute brummt im Rothaus ein kleiner Medienkonzern mit vier Dutzend Menschen.
Die Situation des Schweizer Mediensystems hat sich seither verschärft. Die Ausweidung der Nachrichtenagentur SDA zeigt den Rückzug der grossen Medienkonzerne aus der verlegerischen Verantwortung. Denn die SDA diente sowohl der Grundversorgung der eigenen Redaktionen wie auch derjenigen des ganzen Landes.
Ein erster kleiner Erfolg der Project R Genossenschaft: Kolleginnen und Kollegen der Konkurrenz berichten, es werde in den Redaktionen wieder mehr über Qualität geredet. Statt bloss Quantität gemessen. Und sie sagen, ihre Verleger seien immer noch verblüfft bis schockiert darüber, dass Menschen bereit sind, für Inhalte zu bezahlen. Und einige Journalisten bekamen sogar das Undenkbare: eine Gehaltserhöhung, weil sie drohten, sonst zu uns überzulaufen. (Sie verdienen jeden Rappen davon!)
Auch wenn alles Obige hoffentlich mehr der kaufmännischen Vernunft als unserem Projekt zuzuschreiben ist: Es ist ein ziemlich klares Signal, dass bereits über 18’000 von Ihnen bei unserer kleinen Rebellion gegen die Grossverlage mitmachen. Danke für Ihr Vertrauen!
Aber zur Sache: Was genau hat Project R in den letzten Monaten unternommen? Folgendes:
Der Etat für grosse Recherchen, grosse Geschichten und grosse Ideen hat bislang vier grosse Projekte unterstützt: die USA-Serie, die Doping-Recherche, die Steuervermeidungs-Recherche und die Malta-Serie. Ein halbes Dutzend weitere Projekte sind in Arbeit. Oder zumindest in Planung.
Das Community-Team organisierte öffentliche Blattkritiken und Tage der offenen Redaktionstür, zuletzt vergangenen Donnerstag in Bern. Zusammen mit dem Theater Basel fanden Diskussionsabende statt, zum Beispiel zu «No Billag». Weitere Veranstaltungen folgen.
Das Project-R-Labor unterstützte die Redaktion bei der Entwicklung von Prototypen, zum Beispiel beim Audioformat von vorgelesenen «Republik»-Geschichten – ein Wunsch, der nach dem Start übrigens von Ihnen aus der Verlagsetage kam. (Und uns Befehl war.)
Am 1. Mai beginnt das Projekt Nachwuchsförderung: Dann kommen unsere vier Trainees offiziell an Bord. (Willkommen, Talente!)
Demnächst beginnen die Aufbauarbeiten für den Genossenschaftsrat – bis Ende Juni werden die Wahlen für das neue Gremium abgeschlossen sein. Hier werden Sie schon bald eine Karriereentscheidung treffen müssen: Jeder Verleger, jede Verlegerin kann sich zur Wahl stellen. Ihre wichtigste Aufgabe als Mitglied des Genossenschaftsrats wird im Fall der Wahl sein, die langfristige Qualität und Unabhängigkeit der «Republik» sicherzustellen. (Schon bald folgen dazu präzisere Informationen.)
Der Auftrag, den Sie und wir uns vor dem Start gegeben haben, war in zwei Sätzen gesagt der folgende: in der schrumpfenden Schweizer Medienlandschaft etwas Neues, Schönes, Sinnvolles zu bauen. Ein Observatorium, das nicht das Wetter, sondern das Klima beschreibt. Das nicht den ersten Artikel zu einer Sache liefert, sondern den, der im Gedächtnis bleibt.
Um offen zu sein, unsere Bilanz wechselt wie das Wetter. Es gibt Tage, an denen wir stolz sind: weil wir glauben, Ihnen gute Arbeit geliefert zu haben – oder zumindest einen guten Kampf dafür. An anderen sehen wir in den Spiegel und fragen uns, warum nicht jemand Fähigerer, Erfahrenerer, Klügerer davorsteht.
Im Grossen und Ganzen ist die «Republik» zwar auf Kurs. In vielen kleineren Dingen sind wir aber weniger überzeugt.
Dann sagen wir uns: Die «Republik» bleibt ein Abenteuer – und Abenteuer erkennt man daran, dass sie nicht immer angenehm sind.
Nach diesem Kalenderspruch – zur Sache:
In der Redaktion sind wir zwar zufrieden mit dem Ausstoss von langen Reportagen, Analysen, Essays – aber die Balance gefällt uns noch nicht: Wir haben zu wenig Kurzes, zu wenig Warmes, zu wenig Humor, Wildheit und Formen. Wir sind – wahrscheinlich aus Nervosität – ein wenig zu erwachsen auf die Welt gekommen.
Bei Korrekturen neigt die «Republik» noch zum Übersteuern: Zum Start erschlugen wir Sie mit halben Büchern. Dafür fehlten Interviews. Kurz darauf folgte eine Flut an Interviews. Im letzten Monat gingen plötzlich die Debatten vergessen. Offensichtlich funktionieren Medien wie Menschen: Bei mangelnder Balance neigen sie zur Bulimie.
Alles in allem denken wir, dass die «Republik» bisher etwa auf 60 bis 70 Prozent ihrer Möglichkeiten läuft – allerdings mit Hunderten Überstunden. Viel zu oft sind wir eine Redaktion, die zurückgelehnte Artikel mit der Hektik produziert, als wären wir im Tagesgeschäft.
Es wäre Feigheit zu glauben, dass alles, was hakt, in der Natur der komplexen Sache liegt. Einen nicht unwesentlichen Teil der Startschwierigkeiten nimmt die aktuell amtierende Chefredaktion auf ihre Kappe.
Sie erinnern sich vielleicht: Bei der «Republik» wechselt die Chefredaktion alle drei Monate. Fürs Erste aber übernehmen die Mitgründer Constantin Seibt und Christof Moser diesen Job für ein halbes Jahr – schon deshalb, weil sie für die Konzepte verantwortlich sind – und damit für alle Konzeptkinderkrankheiten.
Ihr Wechsel ins Management liegt erst eineinhalb Jahre zurück. (Auch wenn ihnen das weit länger erscheint.) Vor der Lancierung der «Republik» arbeiteten sie als Reporter.
Der Unterschied zwischen Journalismus und Management ist einfach: Im Journalismus hat etwas halb Gedachtes keine Konsequenzen – die einzige Strafe für einen verwaschenen Artikel ist, dass die Leserin den Inhalt schon beim Lesen vergisst. Im Management explodiert einem jede Nachlässigkeit meist wenig später ins Gesicht. Dann muss man den Schaden aufräumen, nachdenken und dasselbe neu und gründlich machen.
Das war verblüffend erfrischend: etwas zu tun, was nicht nur ein Echo, sondern Konsequenzen hat.
Weniger erfrischend ist es dann, wenn die Lage komplex ist. (Etwa in der «Republik» kurz vor oder nach dem Start.) Dann, wenn mehrere Dinge gleichzeitig halb durchdacht sind und einem ins Gesicht springen. Dann ist unklar, wo der Fehler genau liegt: da, dort, im Gesamten? Oder ist man persönlich das Problem, das man zu lösen versucht?
Als Reporter haben Seibt und Moser oft einen ziemlich kühlen Blick auf ihre Chefs und deren zweifelhafte Entscheidungen geworfen – heute leisten sie im Geheimen ein wenig Abbitte. (Was sicher hervorragend für ihr Karma ist.)
Immerhin wissen sie nun, dass einiges an dem Job als Chef tatsächlich tricky ist. Etwa:
das Setzen von Prioritäten. Es ist verblüffend schwer zu wissen, was das Wichtigste ist: Soll man das, was funktioniert, stärken – oder seine Ressourcen auf die Mängel konzentrieren? Soll man seine Zeit in die Planung stecken – oder in das Gespräch auf dem Gang? Härtere Kontrollen installieren – oder Freiheit lassen? Und was zählt mehr: die grosse Geschichte in einem Monat oder der Artikel am nächsten Tag?
die Haltung bei Verantwortung. Neulinge und Konvertiten neigen zur Übertreibung. Man läuft mit gefrorenem Rückgrat durchs Unternehmen und sieht sich zuständig für – alles. Und glaubt, was auch immer hängt nur von der eigenen Entschiedenheit ab. Nur, das ist selten. Ziemlich oft läuft es andersrum, wie bei einer magischen Schlingpflanze bei «Harry Potter». Diese würgt und tötet ihr Opfer, je stärker es sich wehrt. Entspannt man sich, lässt sie einen frei. (Die Frage bleibt aber: Wo löst Energie ein Problem, wo Entspannung?)
Kurz: Seien Sie grossherzig mit der Redaktion – sie hatte einige Experimente auszuhalten.
Damit aber zu den echten Prioritäten – Ihren unerfüllten Bedürfnissen.
Der Start am 14. Januar war ein Kraftakt. Wir sind damals mit zerfetzten Segeln in den Hafen eingelaufen. Genauer: Aus dem Hafen ausgelaufen. Danach musste die IT – wie der Rest der Firma – auf hoher See noch mehrere Segel flicken.
Das System lief zwar stabil. Aber einiges an der Programmierung war improvisiert – wir brauchen noch immer Zeit, um den Code aufzuräumen. Deshalb wären viele neue Features möglich, spektakulär, populär gewesen – aber unverantwortlich. Wir investieren momentan in die Auskachelung des Fundaments, damit das System noch in zweihundert Jahren läuft.
Dabei blieben bis jetzt mindestens drei wichtige Dinge auf der Strecke, die Sie eigentlich brauchen könnten:
die Suchfunktion, die Ihnen auf unserer Seite Orientierung gibt. Wir haben uns entschieden, keine Alibilösung zu bauen, sondern eine raffinierte. Ihre Fertigstellung ist nur noch eine Frage der Zeit (aber eben auch der Kapazitäten);
das PDF, damit Sie Artikel elegant ausdrucken können. Die Schwierigkeit bei diesem Service lässt sich in einem Wort sagen: Blocksatz. Wir arbeiten seit mehreren Monaten an einer perfekten PDF-Version für die «Republik»;
die App für direkten Zugriff mit dem Mobiltelefon.
Kurz: Wir sind da und dort – wie im digitalen Geschäft Tradition – noch mit einem unfertigen Produkt an den Start gegangen. Den groben Plan für den weiteren Auf- und Ausbau haben wir – nach Ihren Rückmeldungen – einen Monat nach dem Start skizziert. Die gute und die schlechte Nachricht dabei ist: Er gilt noch immer.
Der grösste Fehler beim Start war eine grob optimistische Ressourcenplanung. Hier, verflucht, wäre Erfahrung (oder zumindest: Vorsicht) erfreulich gewesen.
Um bei der Entwicklung wieder an Tempo zu gewinnen, haben wir reagiert: Wir bauen die IT in Kürze leicht aus – mit zwei zusätzlichen Programmierern.
Nun, wir gingen mit dem für uns bestmöglichen Plan an den Start. Der nicht überall der bestmögliche Plan war.
Aber Irrtum und Ärger sind keine schlechten Lehrer. Ein paar Dinge haben wir in den drei letzten Monaten korrigiert. Etwa:
Wir haben bei der Planung den Aufwand für die Produktion der Artikel schwer unterschätzt. Die Abteilung fuhr beim Start brutale Überzeiten. Inzwischen haben wir durch neue Anstellungen das Gröbste behoben.
Bei der Textabnahme haben wir ebenfalls einen Flaschenhals gebaut – alles lief anfangs über den einsamen Textchef. Inzwischen haben wir das durch ein flexibleres System mit Peer-to-Peer-Redigieren ersetzt – was nach ersten Erfahrungen einiges entspannter funktioniert.
Wir haben uns von der Illusion verabschiedet, dass mehr Sitzungen mehr Klarheit bringen. Und danach von einigen Sitzungen.
Ebenso von der Illusion, dass alle überall mitdenken müssen. (Oder wollen.) Bei den grossen Linien werden auch in Zukunft alle eine Stimme haben. Aber bei allem Mittelwichtigen ist es weit klüger, wenn schnell entschieden wird statt viel geredet.
Das wichtigste Ziel bis Sommer ist ein unsensationelles: die Abläufe, Routinen, Zuständigkeiten klarer zu machen. Und die Balance zwischen langen und kurzen Texten, den einzelnen Formen, Grundsätzlichem und Desserts gelassener hinzubekommen.
Das nächste nervenzerfetzende Projekt wird im Herbst starten. Dann wollen wir ein weiteres Thema in der «Republik» verankern: Kultur. Der Grund: Es ist das Thema, das Sie – laut Ihren Rückmeldungen – am meisten vermissen. Dazu ist es eine wachsende Lücke im Medienmarkt, denn die gedruckten Zeitungen haben ihr Feuilleton radikal abgebaut.
Damit kommen wir zum Ende unserer ersten Dreimonatsbilanz. Die schlechte Nachricht für Sie als Verlegerin ist: Wir haben noch unendlich viel zu verbessern. Die gute Nachricht für Sie als Verlegerin ist: dieselbe. Wir haben noch verdammt viel Potenzial.
Wir können Ihnen in der Verlagsetage dabei zwei Dinge garantieren: 1. Dass wir um unsere Unperfektion wissen. 2. Dass wir unserem Job trotzdem nicht aus dem Weg gehen werden. Wir werden mit Zuhören, Kampfgeist, Einholen von Expertise, Skrupellosigkeit und hoffentlich auch Entspanntheit versuchen, das zu tun, was das mehr oder weniger Richtige ist.
Dabei müssen wir vielen für ihre Geduld danken. Nicht zuletzt Ihnen. Bis jetzt war Ihr Echo aus der Verlagsetage so gut wie immer weit freundlicher als das, was uns der Spiegel sagte.
Merci für Ihre Grossherzigkeit!
Und ein Danke auch an alle, die mit Klugheit, Nervenstärke und Energie dafür sorgen, dass der Laden läuft: die Text-, Bild- und Multimediaproduktion, die Programmierer, das Community-Trio, die Erste-Hilfe-Abteilung, die Geschäftsführung, die Finanzkontrolle, die Designer, das Marketing, das Korrektorat und an alle, die uns Rat, Zigaretten und Gesundheitstipps gaben.
Auf die nächsten drei Monate!
Mit herzlichem Gruss
Ihre Crew von Project R und der «Republik»
PS: Nach der Erfindung des Monsterartikels hier eine weitere zweifelhafte Innovation unseres Medienunternehmens: ein Monster-PPS.
PPS: Das Ärgerlichste, was einer Publikation passieren kann: Es gibt ein Publikum, das lesen will, das dies aber wegen technischer Probleme nicht tun kann. Unser Erste-Hilfe-Team – erreichbar unter kontakt@republik – kümmerte sich in den letzten drei Monaten vor allem um exakt das: Log-in-Probleme. Und um das Ärgernis, dass Sie bei Links auf dem Handy öfter die irritierende Aufforderung lesen, doch bei uns an Bord zu kommen – obwohl Sie schon Verlegerin sind.
Der Grund ist, dass in Mobiltelefonen fast jedes Programm einen eigenen Browser benutzt – auf all denen müssten Sie sich theoretisch überall anmelden, um die Aufforderung nicht mehr lesen zu müssen. Unser Tipp: Haben Sie noch etwas Geduld, bis die Republik-App kommt. Und ignorieren Sie in der Zwischenzeit den lästigen Kommen-Sie-an-Bord-Balken.
Was den Ärger mit dem Log-in betrifft: Sobald Sie den Browser wechseln oder die Cookies löschen, müssen Sie sich erneut anmelden – leider führt daran kein Weg vorbei. Die meisten Probleme lassen sich jedoch vermeiden. Lesen Sie dazu die Gebrauchsanleitung, die FAQ oder melden Sie sich beim Erste-Hilfe-Team. (So freundlich, wie es Ihre Nerven noch zulassen – es kann nichts dafür.)
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